Nach dem Auftreten des ersten bestätigten Falls von Afrikanischer Schweinepest in Deutschland, sind die Erfahrungen des Clusters Bonn.realis mehr als gefragt. Denn diese beziehen sich auf technisch-organisatorische Innovationen der Krisenprävention und Krisenbewältigung. Sowohl Betroffene aus der Agrarwirtschaft als auch Verantwortliche aus der Veterinärverwaltung sehen hier dringenden Bedarf. Man ist sich einig, verteilte Entscheidungsprozesse mit Hilfe digitaler Systeme transparenter und schneller werden zu lassen.
Dabei wird insbesondere die Rolle von EQAsce als Mediator zwischen Krisenmanagement Teams in Zulieferketten zum Lebensmitteleinzelhandel und der Bund-Länder ASP Task Force sehr geschätzt. In wenigen Tagen konnten über EQA aufgrund der drohenden Ausbreitung und dem Überspringen der ASP Infektion von Wildschein- auf die Hausschweinpopulation Experten mobilisiert werden, die gemeinsam das Modell einer flankierenden, digitalen Leitstelle bundesweit vorantreiben wollen. Man ist sich einig, ein sogenanntes Aufschaltungs-Austausch-Konzept von Daten und Informationen zwischen Krisenstäben aus Wirtschaft und Behörden mit Unterstützung von Bund und Ländern in die Realität umzusetzen und im gemeinsamen Krisenmanagement zu nutzen. Ein wesentlicher Vorteil dieser konzertierten Aktion ist, dass sich alle benötigten Entwicklungspartner und die bestehende bundesländerübergreifende behördliche ASP Task Force in der Wirtschafts- und Wissenschaftsregion Köln-Bonn befinden.
Im Krisenfall kosten die jetzigen Kommunikationswege ohne flankierende Leitstelle und schneller Eingriffsgruppe kostbare Zeit und erschweren ein schnelles abgestimmtes Handeln. Während der EHEC-Krise und der Europäischen Schweinepest im Nordwesten Deutschlands vor einigen Jahren standen dem Cluster Bonn.realis Fördermittel der EU und des Bundesforschungsministeriums für die Entwicklungen des Konzeptes für die heute benötigten bundesweiten digitalen Systems einer Leit- und Eingriffsstelle zur Verfügung. Der Mangel an personellen und finanziellen Ressourcen und ein nur schwach ausgeprägter Wille zur Krisenvorsorge führten in den letzten Jahren dazu, dass sich das Konzept nicht weiterentwickeln und auf den neuesten Stand der Technik bringen ließ.
Jetzt, unter dem Eindruck der Corona Krise und den dazu kommenden schweren finanziellen Einbußen Schweine-haltender Betriebe aufgrund der Tierseuche, verschwindet die zögerliche Haltung. Man hat in Politik, Wirtschaft und Verwaltung in den letzten Monaten erkannt, dass eine solche technisch-organisatorische Infrastruktur nicht nur immer dann, wenn Ausnahmesituationen eingetreten sind, Bestand haben sollte, sondern fester und selbstverständlicher Bestandteil der Krisenprävention im föderalen Deutschland sein muss. Die Idee dabei ist, die flankierende digitale Leitstelle im konkreten Krisenfall – unabhängig von der Art einer Krise – zu aktivieren aber nur solange personell aktiv zu halten, bis die Ausnahmesituation als bewältigt gilt. Die unterschiedlich lange Zeit zwischen Krisenereignissen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft sollte dazu genutzt werden, genügend Experten für die Aufgaben im grenzübergreifenden Krisenmanagement zu schulen und gemeinsam regelmäßige Krisenübungen vorzubereiten und durchzuführen.