Am 12. November fand die dritte Hybrid-Ringvorlesung im Studium Universale der Universität Bonn aus dem Lagezentrum der EQA-Fach Task Force statt. Die Podiumsrunde, moderiert von Dieter Könnes, ging diesmal der Frage nach, warum die versprochenen staatlichen Hilfen und das außergewöhnlich hohe Spendenaufkommen immer noch sehr schleppend bei den Betroffenen ankommen. In Einem waren sich die Podiumsteilnehmer des Abends einig: In den letzten Jahren haben sich Politik, Ministerien, Behörden auf Bundes- und Länderebene und Kommunen in Deutschland zu sicher gefühlt und nicht vorstellen können, dass sie sich mit Naturkatastrophen von diesem Ausmaß in ihrem beruflichen Alltag überhaupt jemals beschäftigen müssen. Deshalb sind in den letzten Jahren Strukturen für eine nachhaltige Katastrophenvorsorge und regelmäßige Krisenübungen schrittweise abgebaut worden. An Bündnisse zwischen privaten Spontan-Helfern und den etablierten deutschen Hilfsorganisationen für eine schnelle und koordinierte Hilfe wurde von keiner Seite vor Juli 2021 ernsthaft nachgedacht.
Dr. Hanns-Christoph Eiden, Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung sieht es als eine der ersten Aufgaben der neuen Bundesregierung, effiziente Bund-Länder-Strukturen für das Krisenmanagement zu schaffen. Das solidarische Handeln der ehrenamtlich Tätigen im Netzwerk Bonn.realis e.V. mit Mitgliedern im Kreis Ahrweiler und Rhein-Sieg-Kreis zeigt, welche wichtige Rolle bei der Krisenbewältigung Netzwerken aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zu kommt.
Dass Hilfe auch schnell und unbürokratisch als kollektive Selbsthilfe möglich sein kann, erläutert Dr. Michael Schulte von der Vereinigten Hagelversicherung:
Die für die Risikovorsorge von Landwirten geschaffene Struktur ist eine Genossenschaft, in der aufgrund kurzer Entscheidungswege Versicherte ihre entstandenen Ernteausfälle bereits in wenigen Wochen nach der Flut entschädigt bekommen haben.
Auch die Vertreter der Fach Task Force zur Wiederherstellung landwirtschaftlicher Bodenwerte (Dr. Klaus Becker, Dr. Heiner Hoogen und Prof. Dr. Brigitte Petersen) sehen in einer Genossenschaft die bevorzugte Organisationsform sowohl bei der schnellen fachkundigen Ermittlung der Schadenslage überschwemmter Böden als auch bei der koordinierten Planung von Sanierungsmaßnahmen.
Aus koordinierenden Aufgaben hat sich der Staat weitestgehend zurückgezogen, da in den Verwaltungen meist die dazu erforderliche Fach – Expertise fehlt. Jedoch im Verbund zwischen privatwirtschaftlichen Unternehmen und wissenschaftlichen Instituten ließen sich bereits jetzt kurzfristig diese Voraussetzungen schaffen. Bei der dringend erforderlichen Wiederherstellung der sozio-ökonomischen Einkommens- und Lebensverhältnissen für betroffene landwirtschaftliche und gartenbauliche Betriebe sowie Winzerbetriebe könnte die europäische Genossenschaft EQAsce die vorhandene Infrastrukturlücke technisch und organisatorisch rasch schließen.
Die transdisziplinäre Fach Task Force ist in den letzten Wochen um weitere aus dem In- und Ausland stammende Experten gewachsen. Ihr gemeinsames Ziel ist es, einen Masterplan zu erstellen, wie sich die durch Überflutung kontaminierten Böden mit bewährten Verfahren zu vertretbaren Kosten wieder herstellen lassen. Weiteres Zögern verstärkt die Risiken für die Lebensmittelsicherheit und für die Trinkwasser- Versorgung:

Als weitere Aspekte wurden die bestehenden Regelungen im Bundesbodenschutzgesetz und Verpflichtungen für Eigentümer/Verpächter und Pächter von der Flut zerstörter und belasteter Böden diskutiert.

Da in letzter Zeit zunehmend zu diesem komplexen Problem Fragen an das Lagezentrum gehen, sieht die Fach Task Force gerade hier den dringendsten und wissensintensivsten Beratungsbedarf. Für dieses wichtige Handlungsfeld bereitet die Fach Task Force derzeit ein transdisziplinäres Aktionsbündnis vor.
Die Aufnahme der Podiumsrunde der 3. Ringvorlesung im Studium Universale