Tätige der Agrarwirtschaft in Krisen aller Art gefragt
Die Folgen der historischen Flutkatastrophe vom Juli 2021 sowie die Ausbreitung und die Nachwirkungen jüngster Pandemien verschlingen derzeit Milliardenkosten für die Krisenbewältigung. Die andauernde äußerst komplexe Ausnahmesituation durch multiple Krisen wird über Jahre Bundes- und Landeshaushalte erheblich belasten. Betroffen sind vor allem die für Daseinsvorsorge und Krisenbewältigung vor Ort Verantwortlichen. Ihnen fehlen meist die personellen und finanziellen Ressourcen für ihre zusätzlichen Aufgaben im Krisenmanagement. Die wichtigsten Zuständigkeiten liegen bei den Kommunen und Landkreisen. Deshalb suchen sie mit ihren ortsgebundenen Unternehmen nach schnellen digitalen Public-Private-Partnerschaft-Lösungen. Trotz Onlinezugangsgesetz (OZG) ist das Defizit bezogen auf dieses Handlungsfeld am eklatantesten.
Bislang wurde zu wenig beachtet, welche besondere Rolle den gleichzeitig von Flut und Pandemien stark betroffenen land- und forstwirtschaftlichen Betrieben zukommt: Denn sie sind in ländlichen Regionen mit den von ihnen erzeugten pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln nicht nur der entscheidende Ausgangspunkt für regionale Wertschöpfungspartnerschaften mit dem Lebensmittelhandwerk und der Gastronomie. Gleichzeitig sind sie Tätige in agrarischen Betrieben aufgrund ihrer Fachkompetenz, Ortskenntnis, Maschinenausstattung – doch vor allem durch ihr ehrenamtliches Engagement sind sie immer wieder Spontan-Helfende bei Katastrophen. Über soziale Medien gut vernetzt leisten sie wertvolle Hilfe bei der Koordinatoren von Einsätzen vor Ort. Das gilt für Naturkatastrophen oder auch Tierseuchenbekämpfung.
Strategien zur Verbesserung des Krisenmanagements
Es besteht also dringender Handlungsbedarf diese Zielgruppe bei der digitalen Transformation von Kommunikationsstrukturen im Krisenmanagement stärker zu integrieren. Das Fehlen ausreichender Fördermittel für diesen Integrationsprozess war Anlass und Ansporn für die Europäische Dienstleistungsgenossenschaft EQA, im vergangenen Jahr die erste grenzübergreifende Dialogplattform „Smart Region“ zu etablieren. Neu ist dabei das offene hybride Austauschformat „Runder Tisch“. Zu einer Serie von Runden Tischen treffen sich ehrenamtliche Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung, um die Meilensteine und Voraussetzungen beim Umsetzen einer gemeinsamen Digitalisierungsstrategie zu erörtern. Gleichzeitig geht es mit Beginn der im Januar gestarteten EU-Förderphase 2023 – 2027 um Vorschlägen für die Politikberatung dazu, wie dieses drängende Thema bei Ausschreibungen zukünftig stärker berücksichtigt werden kann.
Den Beteiligten geht es darum, wie sich durch ein spezielles Förderkonstrukt unterschiedliche organisatorische und technische Bausteine zum ersten maßgeschneiderten digitalen Ökosystem „Wiederaufbau und Resilienz“ in einer grenzübergreifenden Modellregion zusammenfügen lassen. Verfolgt wird dabei die wissenschaftlich geforderte Betrachtung eines komplexen One-Health-Ansatzes: Gesundheit und Unversehrtheit von Mensch, Tier und Umwelt. Innovationen zur Beschleunigung der digitalen Transformation von Kommunikationsprozessen zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und kommunalen Einrichtungen wie Veterinär-, Gesundheits- und Umweltämtern sind gefragt. Die von EQA-Mitgliedern aus einer EIP.Agri.NRW-Förderung entwickelten ersten auf landwirtschaftliche Betriebe zentrierte Plattformgenossenschaft in Europa steht bereits als webbasierte >>Cloudplattform zur Verfügung. Als nachnutzbare Lösung ist die EQA- Plattformgenossenschaft in Folgeprojekten wie EIP.Agri.SH >>„Smart Service Zukunft“ und Bonus Tierseuchenprävention das organisatorische und technische Herzstück wissensintensiver Dienstleistungen.

Onlinedienste von und für agrarische Unternehmen stellen dabei eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein zeitgemäßes und effektives Krisenmanagement dar.
Austausch beim 2. Runden Tisch
Der 2. Runde Tisch diente vor allem dem Austausch von Erfahrungen der Teilnehmenden am Treffen mit den leitenden Mitarbeitenden der Geschäftsstelle Synergiendialog des BMBF beim Projektträger DLR. An diesem Tag konnten darüber hinaus die sehr beeindruckenden technischen Geräte und ihre Einsatzmöglichkeiten für eine fachgerechte Bodensanierung als Praxisbeispiel einer wissensintensiven Dienstleistung gezeigt werden.
Am konkreten Beispiel einer erfolgreichen Regionalentwicklung erläuterte der Geschäftsführer von Synergiendialog das Prinzip der Kombination von Mitteln aus dem EU- Forschungsprogramm „Horizon Europe“ und EU-Strukturförderprogrammen. Er appellierte an die Interessierten, möglichst früh die Politik und Landesministerien in die strategischen Überlegungen mit einzubeziehen. Nur so gelingt es, die Innovationskraft einer Clusterregion langfristig zu steigern und international sichtbar zu machen. Vor allem innovative digitale Public-Private-Partnerschaften sowie wissensintensive Dienstleistungen für Verantwortliche im grenzübergreifenden Krisenmanagement sind angewiesen auf sichere langfristige Investitionen.
Alpen am Niederrhein bot sich als Ort für den 2. Runden Tisch an. Denn er liegt nah der Deutsch-Niederländischen Grenze in der Euregio Rhein-Waal. Über die Mitglieder der Netzwerke GIQS und EQAsce besteht bereits eine jahrzehntelange Forschungszusammenarbeit mit niederländischen Universitäten und Unternehmen. Erfahrungen bei der Kombination von EU- und Landes-Mitteln konnten hier im Rahmen der Interreg-Programme gesammelt werden.
Beim Erfahrungsaustausch ging es aber auch darum, mögliche Cross-Innovation Felder zu identifizieren. Der Geschäftsführer des im letzten Jahr ausgezeichneten Start-UP-Unternehmens Sunto IT stellte die Möglichkeiten der Bildung digitaler Community-Formate vor. Was sich in der Humanmedizin bei der Verhinderung einer Ausbreitung der Covid 19 Pandemie bewährt hat, lässt sich hervorragend auch auf andere transdisziplinäre Wissens- und Arbeitsgemeinschaften übertragen. Die Teilnehmenden unterstrichen deshalb die Notwendigkeit interdisziplinärer Begleitforschung im Bereich „One Health“. Die Zeit bis zum nächsten Runden Tisch wollen die Beteiligten nutzen, sich auf den Aufruf der European Cluster Collaboration Plattform (ECCP) für die Ausschreibung zur Durchführung von „ Cluster meet Region“ Veranstaltungen vorzubereiten.
Ferner führt EQAsce Gespräche mit Teilnehmenden und dem Lenkungskreis gefördert durch das BMEL Programm „Smarte.Landregionen“. Hierzu gehört auch u.a. das Fraunhofer Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE) und der Betreiber eines digitalen Marktplatzes, die IT-Genossenschaft Govdigital.
Der 3. Runde Tisch ist für März geplant. Gastgeber wird das Kompetenzzentrum DigiMIT2 der Universität Koblenz sein.