Am 12. Juli 2023 startet die EQA-Vorstandsvorsitzende, Prof. Dr. Brigitte Petersen, erstmals eine von der Geschäftsstelle in Bonn geplante und begleitete Sommertour quer durch Deutschland. Christian Kenntner sprach mit ihr über ihre Beweggründe für eine solche Tour und wo es in den nächsten Wochen hingehen soll.
EQAsce: Für wie lange haben Sie Ihre Sommer-Tour 2023 geplant?
Prof. Dr. Brigitte Petersen: Als Botschafterin der ersten auf landwirtschaftliche Betriebe zentrierten Plattformgenossenschaft in Europa werde ich bis zum Erntedank-Sonntag am 1. Oktober in mehreren Etappen zahlreiche regionale Projekt- und Netzwerkpartner besuchen. Zum einen folge ich dabei Einladungen, die ich bereits vor Monaten erhalten habe, zum anderen möchte ich mir die Umsetzung unserer Projektergebnisse vor Ort in der Praxis ansehen.
Als EIP.Agri OG- Mitglied, Koordinatorin von Modell- und Sondervorhaben und Wissenschaftlerin in Forschungsprojekten habe ich gemeinsam mit den digitalen Akzeleratoren und Mitgliedern von EQA – ChainPoint, EITCO und Quantum Quality- das hybride Dienstleistungsprofil unserer Genossenschaft mitgestalten dürfen. Nun ist es praxisreif und ich bin stolz, diese neuen Dienstleistungen vielen Interessierten bei der Sommer Tour vorstellen zu können.
EQAsce: Welche Handlungsfelder standen bei der Entwicklung der digitalen Dienstleistungspakete im Vordergrund?
Prof. Dr. Brigitte Petersen: Immer stand und steht bis heute für uns die digitale Transformation in landwirtschaftlichen Betrieben und ihre Rolle im überbetrieblichen Qualitäts- und Krisenmanagement im Mittelpunkt. Alleinstellungsmerkmal und Zweck unserer Europäischen Genossenschaft EQA sehen wir darin, einen Paradigmenwechsel bezogen auf das Zusammenwirken von Forschung, Innovation und Bildung in Gang zu bringen. Dabei geht es uns darum, den Fokus auf die Innovationskraft von Landwirtinnen und Landwirte zu lenken, um die digitale Transformation und den Wandel hin zu einer nachhaltigen Agrar- und Ernährungswirtschaft voranzutreiben. Hierfür haben wir immer mehr Unterstützer gefunden. Viele von ihnen werde ich auf meiner Tour nun besuchen.
Durch die starke Einbindung von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben in allen Stufen der Innovationskette von der Forschung bis zur Markteinführung ist es EQAsce in kurzer Zeit gelungen, völlig neue Strukturen für Entwicklungsteams, Reallabore und Netzwerke zu schaffen.
EQAsce: Welche Bedeutung haben bei der Entwicklung der EQA-Plattformgenossenschaft digitale Standards und Werte wie Transparenz, Sicherheit und Datensouveränität in den Netzwerken?
Prof. Dr. Brigitte Petersen: Digitale Standards und alle drei Werte sind unerlässlich für unsere Arbeit. Unser Ziel ist die kontinuierliche Verbesserung und Weiterentwicklung unseres offenen, skalierbaren Plattformformats. Für den unternehmensübergreifenden und sicheren Informations- und Datenaustauschen zwischen landwirtschaftlichen Betrieben mit ihren Marktpartnern sowie mit den für sie zuständigen behördlichen Stellen muss hierzulande noch viel getan werden. Deshalb engagieren wir uns dafür, die digitalen Standards der europäischen Cloud-Dateninfrastruktur und die drei Prinzipien Transparenz, Sicherheit und Datensouveränität als Kerngerüst unserer Entwicklungsarbeiten und Dienstleistungen in der Agrarwirtschaft bekannt zu machen. Auch dies ist einer der Beweggründe für die Sommer-Tour!
EQAsce: Schafft ein kooperatives Qualitäts- und Krisenmanagement neue Perspektiven für die Prinzipien Transparenz, Sicherheit und Datensouveränität?
Prof. Dr. Brigitte Petersen: Erhöhte Transparenz über die Qualität eines Produktes, eines Prozesses oder über die Fach- und Sachkunde einer Person ist in allen komplexen Netzwerken – doch gerade in der Agrarwirtschaft- von zunehmender Bedeutung. Denn alle Beteiligten an Wertschöpfungspartnerschaften können direkt oder indirekt vom intensiven digitalen Informationsaustausch profitieren. Dies ist immer dann besonders der Fall, wenn eine Gemeinschaftsleistung erbracht werden muss, wie das Einhalten aller Tierwohl-Anforderungen oder das Erreichen regionaler Klimaziele oder die schnelle Bewältigung einer Krise ausgelöst durch eine Pandemie oder durch eine Naturkatastrophe.
EQAsce: Was bedeutet dies für die beiden weiteren Prinzipien Sicherheit und Datensouveränität?
Prof. Dr. Brigitte Petersen: Heute geht für viele Landwirte die Forderung nach mehr Transparenz immer noch mit einem gefühlten Sicherheitsverlust einher. Denn immer mehr Daten verlassen den Nukleus des eigenen Betriebes und werden extern verwertet, sei es von den eigenen Markpartnern, öffentlichen Stellen oder wissenschaftlichen Einrichtungen. Mit der fachlichen Kompetenz unserer EQA- Mitglieder und mit der dem Selbstverständnis unseres genossenschaftlichen Netzwerks setzten wir uns in zahlreichen Entscheidungsgremien dafür ein, die Datensouveränität eines jeden landwirtschaftlichen Betriebs zu schützen und sicherzustellen.
Die Funktionen der EQA-Cloud-Plattform ermöglichen es Teilnehmenden bereits heute, ihre Identität zu verifizieren, ihre Berechtigungen zu definieren und den Zugriff auf ihre Daten innerhalb des Netzwerks zu überwachen. Dadurch wird sichergestellt, dass die Daten nur von autorisierten Partnern genutzt und die Datenschutzrichtlinien eingehalten werden. Die Implementierung dieser Funktionen gewährleistet somit die Sicherheit und Vertraulichkeit der Daten in der EQA- Plattform.
EQAsce: Ist es somit richtig, dass bezogen auf die drei hybriden Dienstleistungspakete von EQA die drei geforderten Prinzipien bereits umgesetzt wurden?
Prof. Dr. Brigitte Petersen: Ja, alle drei Prinzipien sind bei unseren drei untereinander kombinierbaren hybriden Dienstleistungspaketen: „Q-Farm-Hub“, „Q-Guide“ und „Q-Cert-Wallet“ bereits umgesetzt. Derzeit werden in den beiden Projekten EIP.Agri.SH-Smart Service Zukunft und Bonus Tierseuchen Prävention weitere Funktionalitäten auf der Grundlage der drei Basis-Pakete weiterentwickelt.
EQAsce: Von wo aus starten Sie die Sommer-Tour und welche Projekt- und Netzwerkpartner treffen Sie bereits in der ersten Woche?
Prof. Dr. Brigitte Petersen: Die Tour startet am 12./13. Juli in Schleswig-Holstein, bei der ZNVG und Lead-Partner der OG- Smart Service Zukunft. Für den 14. Juli bin ich gemeinsam mit Mitgliedern der EQA- Fach Task Force Wiederherstellung landwirtschaftlicher Bodenwerte und der Initiative Modellregion Wiederaufbau und Resilienz (WiR) zu mehreren Gedenkveranstaltungen für die Opfer der Flutkatastrophe von vor zwei Jahren eingeladen.
Wenige Wochen später führt mich die Tour in die Veredlungsregionen Münsterland und die deutsch-niederländische Grenzregion. Ein wichtiges Anliegen bei den Etappen der Tour, die mich in weitere ländliche Regionen und Städte in Süddeutschland führen werden, ist insbesondere mit jenen Frauen zu sprechen, die in unseren Projekten Verantwortung übernommen haben oder sich für die Fortsetzung der Finanzierung der Verbundvorhaben engagieren. Über meine Eindrücke, Begegnungen und Erlebnisse bei jeder Etappe der Sommer-Tour werde ich in unseren EQA-News berichten.