Sommer-Interview Juni/Juli
Im Doppelinterview mit dem EQAsce-Vorstand beantworten Prof. Dr. Brigitte Petersen und Dr. Juliane O’Hagan, welche die nächsten Ziele von EQAsce sind und welche Themen aktuell ganz oben auf der Agenda stehen. Frau Dr. Petersen und Frau Dr. O’Hagan sind im Mai auf der Mitgliederversammlung in Köln als Vorstand bestätigt worden.
EQA: EQAsce geht mit einer neuen Zusammensetzung im Vorstand in eine neue Phase – wo soll die europäische Bildungsgenossenschaft in fünf Jahren stehen?
Petersen/O‘Hagan: Mit jedem neuen Absolventen und jeder neuen Absolventin der von uns anerkannten Qualifizierungsangebote und jedem von uns vergebenen Zertifikat wächst der Bekanntheitsgrad von EQAsce als Standard und als Marke. Mit der Unterstützung starker Kooperationspartner im Standardisierungs- und Akkreditierungsmarkt wird es uns in 5 Jahren gelungen sein, Kunden aus aller Welt langfristig an uns zu binden.
EQA: Welches sind die Themen der Qualifizierung, die in den kommenden Jahren im lebenslanges-Lernen-Konzept am drängendsten bearbeitet werden müssen? Wo sind die Themen bei der EQAsce zu finden? (Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Kooperationen, etc.)
Petersen/O‘Hagan: An uns sind eine Vielzahl von Wünschen und Anregungen aus dem Kreis unserer Genossenschaftsmitglieder aber vor allem von den Verantwortlichen im Qualitätswesen, Risikomanagement und Krisenmanagement der Unternehmen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft herangetragen worden. Einigkeit besteht darin, dass EQA sich in den nächsten beiden Jahren sehr intensiv mit der internationalen Harmonisierung von Trainings- und Qualifikations-Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Erwerb von Sachkundenachweisen auseinander setzen sollte. Denn neben den produkt- und prozessbezogenen Anforderungen, nehmen Standard- und Labelgeber zunehmend auch personenbezogene Kriterien und Verantwortlichkeiten in ihre Anforderungskataloge mit auf. Hierzu bauen wir derzeit technisch-organisatorische Strukturen auf. Wir beteiligen uns am Aufbau einer branchenspezifischen SMART Service Plattform und sind Treiber bei der Etablierung entsprechender Qualifizierungsstandards.
EQA: Welche aktuellen Projekte oder Planungen liegen Ihnen besonders am Herzen?
O’Hagan: Mir ist das Projekt „Gemeinschaftsleistung Tierwohl“ (GeTie) besonders wichtig. Im Projekt geht es um die Erfassung von Tierwohlleistungen aller Verantwortlichen in der Zulieferkette Fleisch zum Lebensmitteleinzelhandel. Insbesondere in den tierhaltenden Betrieben gilt es, die Weitergabe von konkreten Daten an die nachgelagerten Stufen technisch und organisatorisch zu verbessern. Landwirtschaftlichen Betrieben soll dabei der Nachweis erleichtert werden, dass sie alle produkt-, prozess- und personenbezogenen Anforderungen der Standardgeber von Tierwohllabels erfüllt haben. Das produktionsbegleitende Kommunikationssystem schafft die Voraussetzung einer gerechten Abrechnung und Bezahlung von Tierwohlleistungen auf der Grundlage zuvor festgelegter, überprüfbarer und messbarer Indikatoren. Ein neuer personenbezogener Indikator ist dabei die Gültigkeit einer Sachkundenachweis Card für den Einsatz bestimmter Medikamente. Im Projekt sind alle Akteure der Erzeugungskette beteiligt, von den Landwirten bis zum Lebensmitteleinzelhandel. Somit hoffen wir, dass am Ende eine praxisnahe und von allen akzeptierte Lösung entsteht. Das Projekt ist momentan noch in der Bewilligungsphase, wir hoffen, dass es ab November 2019 startet.
Petersen: Für mich steht derzeit die Realisierung eines internationalen Kooperationsvorhabens mit den beiden Akkreditierungs- und Standardisierungsorganisationen EOQ (European Organisation of Quality) und ASIIN (Akkreditierungsagentur für Studiengänge der Ingenieurwissenschaften, der Informatik, der Naturwissenschaften und der Mathematik) ganz oben auf der Agenda. Gemeinsam wollen wir eine Digital Academic Career Card für das Lebens Lange Lernen Konzept für Führungs- und Nachwuchskräften in der weltweiten Agrar- und Ernährungswirtschaft etablieren. Ab dem Wintersemester 2019/20 soll hierzu zunächst mit Studierenden der Universität Bonn ein Prototyp getestet werden. Wir entwerfen derzeit ein Modell für eine gemeinsame Registrierungsplattform für Absolventinnen und Absolventen der studienbegleitenden Weiterbildung zum Quality System Manager Junior und Unternehmen, die die EQA Anerkennung für die praktische Ausbildung in diesem Bereich erhalten. Bis zum Herbst laufen noch die Abstimmungen über die Finanzierung der Pilot- und Implementierungsphase.