Felix Zenner hat vor einigen Wochen seinen Master in Tierwissenschaften an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn abgeschlossen. Während seines Studiums absolvierte er die Ausbildung zum EQA-DGQ-Quality Manager Junior. Als einer der ersten Agrarwissenschaftler erhielt er ein digitales Zertifikat für diese Zusatzqualifikation und ist derzeit nicht nur Tester sondern auch Kooperationspartner bei der Weiterentwicklung des Q-CERT-Wallets von EQA.
EQAsce: Was waren Ihre Beweggründe, sich bereits während des Studiums intensiv im Handlungsfeld Qualitäts- und Audit-Management weiterzubilden?
Herr Zenner: Nachdem ich meine Bachelorarbeit bei einem großen Mineralfutterhersteller im Außendienst erarbeitet hatte, wurde mir bewusst, dass ich nicht als reiner Vertriebler im Agrarbereich arbeiten möchte. Ich wollte nicht nur mit dem Auto unterwegs sein, sondern neben landwirtschaftlichen Betrieben auch die übrigen Strukturen des vielschichtigen Agrarsektors kennen lernen. Besonders weil ich beim Erfassen von bundesweit 45 Milchviehbetrieben für meine Bachelorarbeit gemerkt habe, dass die Qualität von Futtermitteln, Rohstoffen, aber auch von Betriebsstrukturen und –prozessen oberste Priorität hat. Die Zusatzausbildung zum EQA-DGQ-Quality Manager Junior ermöglichte mir hier einen tieferen Einblick und gab mir die Möglichkeit bei meinem jetzigen Arbeitgeber, der AGRIZERT Zertifizierungs GmbH bereits als Werkstudent zu arbeiten. Dort machte es mir besonders Spaß parallel zu meinem Studium viele Strukturen in der Praxis kennen zu lernen, da Zertifizierungsstellen unter anderem mit der DAkkS, mit unterschiedlichen Standardgebern, Bündlern und Kunden aus verschiedenen Fachbereichen zusammenarbeiten.
EQAsce: Welche Einblicke in die Praxis haben Sie während Ihres außeruniversitären Praktikums bei AGRIZERT erhalten, einem der EQA-Gründungsmitglieder und Kooperationspartner in einer Reihe von Zukunftsprojekten?
Herr Zenner: Ich habe eine Vielzahl an Branchenstandards aus den Fachbereichen Lebensmittel, Futtermittel und Nachhaltigkeit kennengelernt, für welche Inhalte diese stehen und welche Unternehmen sich nach diesen zertifizieren lassen. Im Tagesgeschäft habe ich auf diese Weise erlebt wie ein Audit von Kunden angefragt, von der Zertifizierungsstelle kalkuliert, geplant, durchgeführt und freigegeben wird und wie anschließend ein Zertifikat erstellt wird. Es ist interessant zu sehen, dass der freie Agrarmarkt unterschiedlichste Zertifizierungen für verschiedenste Produzenten und Unternehmen unerlässlich macht, um ihre Produkte konkurrenzfähig vermarkten zu können. So habe ich bereits dabei unterstützt die Lager-, Umschlags-, Handels- und Transporttätigkeiten von großen Futtermittel-Lagerhäusern in Matrix-Zertifizierungen für den GMP+- und den VLOG-Standard abzuwickeln.
Ich war aber auch bereits bei einem Office-Audit als Kontrolle der Kontrolle des Standardgebers GMP+ in unserem Büro dabei und konnte einen Einblick darin bekommen, wie ein Standardgeber die Zertifizierungsprozesse teilnehmender Zertifizierungsstellen prüft und dadurch sicherstellt, dass seine Inhalte entsprechend umgesetzt und gewahrt werden.
Ich konnte auch ein QS Spot-Audit in einem Kalkwerk begleiten, wo Futterkalk als Nebenprodukt hergestellt wird und auch ein SURE-Audit in einer Biogasanlage und einem Entstehungsbetrieb, wo geprüft wird, ob der Strom nachhaltig erzeugt wird. Dabei war es sehr interessant sich in die QM-Systeme der Unternehmen einzudenken und zu sehen welche Punkte ein Auditor bzw. eine Auditorin diesbezüglich prüft. Und natürlich war es auch sehr interessant zu sehen wie Futterkalk bzw. nachhaltiger Strom hergestellt werden und wie die einzelnen Prozessschritte in diesen Unternehmen ablaufen.
EQAsce: AGRIZERT ist jetzt Ihr Arbeitgeber mit dem Ziel, für Auditorinnen und Auditoren der Zertifizierungsstelle nach dem Konzeptvorschlag aus Ihrer Masterarbeit das Q-CERT-Wallet von EQA maßgeschneidert für diese Zielgruppe weiterzuentwickeln. Was planen Sie als nächste Schritte?
Herr Zenner: Ende Juni nehme ich an einer Blockchain Convention in Hürth teil, um weiteres Wissen über Blockchains zu erlangen und potenzielle Anwendungsmöglichkeiten im Zertifizierungsgeschäft abwägen zu können. Im Weiteren sollen diese dann über die Q-CERT-Wallets von EQA als blockchain-basierte und fälschungssichere digitale Nachweißmethode in einem Bottom-up-Projekt gemeinsam mit EQAsce getestet und praxistauglich umgesetzt werden. Ein digitales Ausweisen und Legitimieren der Auditor*innen im täglichen Auditgeschäft, sowie ein Sammeln von Auditdaten für ein effizienteres Abrechnungs- und Auditorenmanagement, aber auch ein digitalisiertes Schulungsmanagement sind hier die treibenden Ideen. AGRIZERT-Auditoren sollen diese digitalen Innovationen anschließend auf Praxistauglichkeit testen und mit diesen erstmalig ausgestattet werden.