Wir sprechen mit Frau Shu-Fen Tseng von der Agentur für Landwirtschaft und Lebensmittel und dem Landwirtschafts-Ausschuss in Taiwan. Während ihres Aufenthalts in Deutschland will sie versuchen Ideen kennen zu lernen, um die Wettbewerbsfähigkeit taiwanesischer Landwirtschafts-Produkte zu verbessern.
EQAsce: EQAsce will die Ausbildung auf internationalem Niveau verbessern. Die Genossenschaft ist dabei besonders im Bereich der Lebensmittel- und Futterindustrie tätig und will vor allem Wissen über Qualitätsmanagement verbreiten. Ist Qualitätsmanagement ein großes Thema in Taiwan?
Frau Shu-Fen Tseng: Seit 2006 etablieren wir bei uns im Taiwan ein GAP-System, das dem Local-GAP-Standard des GLOBALG.A.P.-Standards ähnlich ist. Der Hintergrund ist, dass wir das Gefühl haben, dass unsere Landwirte die Qualität ihrer Produkte auf ein internationales Niveau heben müssen, um den höheren Ansprüchen an Standards im Exportbereich zu genügen. Deswegen glauben wir, dass unsere Landwirte die Vorgaben des GLOBALG.A.P. erfüllen müssen. Und das wäre eine gute Entwicklung, auch wenn der Exportanteil für Taiwan nicht sehr groß ist.
EQAsce: Wie sieht denn der Lebensmittel- und Futtersektor in Taiwan aus? Was sind die aktuellen Herausforderungen, vor denen die Landwirte in Ihrem Land stehen?
Frau Shu-Fen Tseng: Wenn wir uns das GAP-System ansehen, dann konzentrieren wir uns in Taiwan aktuell auf den Bereich Lebensmittelsicherheit. Dort geht es besonders um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Zertifizierung und Rückverfolgbarkeit und wir würden gerne eine taiwanesisches GAP-System implementieren. Allerdings befürchten wir, dass GLOBALG.A.P.-Zertifizierungen nicht so einfach sind, weil es zusätzliche Umweltschutzauflagen, Vorgaben für sozialere Arbeit und Sozialversicherungs-Bestimmungen enthält. Für die Landwirte wird es nicht einfach, die höheren Gebühren zu bezahlen, eine Gefahrenanalyse durchzuführen und stabil Daten zu erheben, um die Zertifizierung zu bekommen. Und zusätzlich haben wir die Lage, dass unsere durchschnittliche Farm-Größe nur 0,8ha. beträgt. Und das ist ein Problem. Und auch die Kontrolle ist schwierig.
Zweitens ist der Preis für landwirtschaftliche Produkte in Taiwan nicht so hoch. Die Landwirte verdienen nicht viel an ihren Produkten. Und wir befürchten, dass wenn sie auch noch Gebühren für die Zertifizierung bezahlen müssen, dass sie dann einfach zu viel bezahlen müssen. Der Grund dafür liegt darin, dass die Erntesaison für viele landwirtschaftliche Produkte sehr verkürzt ist und dass in dieser Zeit die Preise entsprechend niedrig sind, weil auch unser Markt nicht so groß ist.
Von daher müssen wir Chancen im Exportmarkt ausmachen: Auch wenn die meisten unserer Produkte im eigenen Land gekauft und verbraucht werden und die Exportrate Taiwans sehr gering ist, glauben wir, dass Export enorm wichtig ist, um ein bestimmtes Preisniveau zu festigen. Deswegen haben die Landwirte schon ein Interesse am Export und wollen dazu auch die Qualität der Produkte sicherstellen. Wir glauben, dass wir GLOBALG.A.P. brauchen und die Arbeit der Landwirte verbessern müssen. Doch die GLOBALG.A.P.-Anforderungen zu erfüllen ist ein großer Schritt und der finanzielle Aufwand ist sehr groß.
EQAsce: Während Ihres Aufenthalts in Deutschland haben wir über eine Zusammenarbeit gesprochen, mit der das Wissen über Qualitätssysteme nach Taiwan gebracht werden soll. Warum ist das – auch von der Regierungsseite her – wichtig?
Frau Shu-Fen Tseng: Es gibt ein paar Probleme, die wir angehen wollen. Wir wollen GLOBALG.A.P. in Taiwan bekannt machen. Ein Problem ist, dass nur wenige überhaupt wissen, dass es sowas, wie GLOBALG.A.P. gibt – es ist nicht verbreitet und auch Beratende wissen davon wenig. Die Regierung will jetzt den Landwirten helfen. Wir wollen, dass sie lernen, wie man eine Gefahrenanalyse macht, wie man die SOPs (Standard Operating Procedure) verfasst and wir man Daten aufzeichnet. Und leider haben wir kein erfolgreiches Unternehmen, dass uns da als gutes Beispiel hilft. Und darum denken wir, dass wir einiges in Deutschland lernen und es mit nach Taiwan bringen können.
EQAsce: Welche weiteren interessanten Einblicke können Sie uns geben?
Frau Shu-Fen Tseng: Ja, es gibt ein paar Probleme, die wir lösen möchten, aber nicht wissen, wie. Es gilt, viele Aspekte zu berücksichtigen. Wir erhoffen uns von unserer Reise, viel für die Zukunft lernen zu können. Das bezieht sich nicht nur auf das Qualitätsmanagement, sondern allgemeiner darauf, wie man den Landwirten Wissen vermittelt und dabei vor allem den GLOBALG.A.P.-Standard so schnell wie möglich bekannt macht.