EQAsce hat Dr. Lars Dittmann getroffen, der seit seiner Promotion in St. Gallen in der Schweiz arbeitet und lebt. Dort hat er einen Lehrauftrag für Business Administration an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. In diesem Sommersemester bietet er seine Vorlesung erstmals online an. Neben seinem Lehrauftrag ist Dr. Dittmann mit Führungsaufgaben im Qualitätsmanagement bei unterschiedlichen international vernetzten Unternehmen betraut. Seit vergangenem Herbst ist er EQAsce-Mitglied.
EQAsce: Wie hat sich Ihre Arbeitswelt als Qualitätsmanager in einem internationalen Großunternehmen durch die Corona Krise verändert?
Dr. Dittmann: Die Arbeitswelt in meinem Unternehmen ist soweit wie möglich auf Arbeiten von zuhause umgestellt. Unsere Fabriken, welche Produkte für die Stromübertragung herstellen, durften selbst in Italien weiter produzieren, allerdings mit strengen Auflagen. Die Arbeitsplätze werden täglich desinfiziert, es ist – sofern möglich – die Abstandsregel einzuhalten und wo Mitarbeitende zum Beispiel in der Montage, enger aufeinander arbeiten müssen, ist das Tragen von Schutzmasken und Handschuhen seit Längerem Pflicht. Alle Bürotätigkeiten sind auf das Home-Office verschoben. Davon betroffen sind der Ver- und Einkauf, die Forschungsabteilung sowie das Kundenprojektmanagement, die Qualitätsverantwortlichen und die Verwaltung. Ich bin froh, wenn die Corona Maßnahmen gelockert werden können, und das Qualitätsteam wieder näher an die eigentliche Wertschöpfung rückt.
EQAsce: In wie weit kann in der Krise eine Chance liegen, Digitalisierung und Qualifizierung stärker miteinander zu verbinden?
Dr. Dittmann: Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich Kern-Bereiche der Qualifizierung wie Trainings, Leistungsnachweise, Coaching-Sessions oder auch größere Konferenzen und Workshops bequem online abhalten lassen können. Die Corona-Krise fördert in meinen Augen vor allem den kulturellen Wandel zur Verwendung dieser digitalen Möglichkeiten. Die Hemmschwelle sinkt, Video-Schaltungen zu nutzen und digital zu kommunizieren. Ich glaube nach der Krise wird viel Fernarbeit, die schon lange technisch möglich war, nun auch gesellschaftlich akzeptiert sein. Für Qualifizierungen bedeutet dies vor allem eine einfache Ausweitung des räumlichen Einzugsgebiets, ohne höhere Kosten. Und dadurch auch ein Angebotsausweitung für die Qualifizierungspartnerfirmen.
EQAsce: Wie lässt sich gerade in der Corona Krise die Attraktivität der EQA Digital Academic Career Card für Studierende erhöhen?
Dr. Dittmann: Ich denke eine besondere Aufmerksamkeit sollte auf einer guten Kombination von permanent abrufbaren Inhalten und zeitlich synchronen Angeboten liegen. Zum einen möchten Studierende zu den Zeitpunkten lernen, welche Ihnen am meisten entgegenkommen. Zum anderen ist es weiterhin Aufgabe der wissensvermittelnden Organisation ansprechbar zu seien, wenn Studierende Hilfe brauchen, einen Knoten zu lösen. Dies kann in einer Art online-Sprechstunde erfolgen oder auch durch online-Lerngruppen zwischen den Studierenden. Hier wiederum ist wichtig zu beachten, was ist technisch möglich und was ist kulturell akzeptiert. Möchte ein Dozent beispielsweise zu jeder Zeit per Chat erreichbar sein? Oder sollten die Studierenden lieber lernen ihre Fragen zu sammeln und später zu adressieren? Die jetzige Krisensituation erzeugt Möglichkeiten dies auszuprobieren.