EQAsce hat Herrn Dr. Oliver Breuer ein paar Fragen zur aktuellen Situation gestellt. Dr. Oliver Breuer ist Vorstandsvorsitzender des deutsch-niederländischen Netzwerks GIQS. Dies ist ein gemeinnütziger Verein, der in der grenzübergreifenden Forschungs- und Entwicklungszusammenarbeit eine Art Katalysatorfunktion einnimmt. Aufgrund seines Studiums der „Niederlande-Studien“ spricht er nicht nur beide Sprachen fließend, sondern kennt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Kulturen – insbesondere im Umgang mit Krisen – wie kaum ein anderer.
EQAsce: Wie hat sich Ihre Arbeitswelt (z. B als Netzwerkmanager, Zertifizierungsstelle, Standardgeber, Dienstleister, Systementwickler) durch die Corona Krise verändert?
Dr. Breuer: Netzwerk- und Projektarbeit besteht in nahezu allen Teilbereichen aus persönlicher Zusammenarbeit und Kommunikation. Im Falle von GIQS e.V. kommt hinzu, dass unsere Netzwerke und Projekte grenzüberschreitend ausgerichtet sind: sowohl interkulturell zwischen den Niederlanden und Deutschland als auch interorganisatorisch zwischen Unternehmen, Wissenseinrichtungen und Behörden. Seit Beginn der durch die Corona-Krise veranlassten Einschränkungen haben sich viele Routinen im GIQS-Alltag geändert.
Als besonders einschneidend empfinden viele Beteiligte im GIQS-Netzwerk den Wegfall der persönlichen Treffen: sonst vollkommen selbstverständlich, fällt nun auf, wie wertvoll der persönliche Kontakt ist für die vertrauensvolle Zusammenarbeit in Projekten oder die Planung neuer gemeinsamer Aktivitäten. Besondere Herausforderungen bestehen hier bei der Suche nach neuen Kontakten für Projekte oder Veranstaltungen: Gerade dort sind persönliche Treffen unverzichtbar.
Ein weiterer Faktor, der durch die Corona-Krise sichtbarer wird, ist die Vereinbarkeit von Familie und Berufsleben. Entfallen Schule und Kindertagesstätten, ist noch mehr Flexibilität erforderlich als schon zuvor. Dies ist teils eine große Belastung für Familien und Kollegen- und Kundenkreise, teils aber auch eine positive Entwicklung, da hier die Chance besteht, mehr Verständnis und somit auch neue Systeme zu entwickeln, die auch nach Corona für mehr Flexibilität sorgen können.
In einer kritischen Phase ist es ebenfalls ganz natürlich, dass Menschen und Organisationen unterschiedlich reagieren und handeln. Laufende GIQS-Projekte trotz Corona weiter so planmäßig wie möglich voranzubringen oder eben akute Probleme in der Projektarbeit gemeinsam zu lösen, ist aktuell eine große Herausforderung.
EQAsce: Inwieweit kann in der Krise eine Chance liegen, Digitalisierung und Qualifizierung als Lebenslanges-Lernen Konzept stärker miteinander zu verbinden?
Dr. Breuer: Grundsätzlich erfahren gerade sehr viele Menschen sowohl beruflich als auch privat, dass die Digitalisierung viele wertvolle Fortschritte erzielt hat und daher in vielen schwierigen Situationen Möglichkeiten bietet. Dies beinhaltet enorme Chancen, mit Menschen auch nach Corona im Dialog zu bleiben über die Vorteile der Digitalisierung für ihre persönliche Weiterbildung oder auch die Verbesserung von Prozessen im eigenen Unternehmen bzw. der eigenen Organisation. Dabei ist es sicher ein wesentlicher Faktor, dass sich vor allem Entscheidungsträger hier sensibilisieren lassen für Verbesserungen durch Digitalisierung. Davon profitieren dann im besten Falle alle Beteiligten: Es entsteht ein Mehrwert, der sich positiv auswirken kann auf Bereiche, wie z.B. Wissen und Weiterbildung, Flexibilität, Qualität, Effizienz und nicht zuletzt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
EQAsce: Wie lässt sich gerade in der Corona Krise die Attraktivität der EQA- Digital Academic Career Card für Studierende bzw. der Digital Qualification Card in der Weiterbildung erhöhen?
Dr. Breuer: Sicherlich indem man vor allem das Gespräch sucht mit Menschen, die gerade mehr mit Digitalisierung zu tun haben als je zuvor. Hier entstehen sozusagen gezwungenermaßen viele persönliche Erfahrungswerte mit digitalen Möglichkeiten. Diese sollte man nutzen für die weitere Ausgestaltung der EQA-Angebote. Das erhöht dann nicht nur die Attraktivität der EQA-Angebote, sondern steigert auch die Wahrnehmung der EQA-Dienste in der Breite.