EQAsce hat mit Frau Dr. Stephanie Krieger-Güss gesprochen, die über 20 Jahre Erfahrung im Bereich der Managementsysteme (Qualität, Arbeitssicherheit und Umwelt) in der Agrar- und Ernährungswirtschaft hat. Sie arbeitet bei SHEQON Managementsysteme als Unternehmensberaterin, Trainerin und Dozentin. Dabei berät sie Unternehmen bei der Umsetzung der Managementsysteme und führt interne Audits, Schulungen und Unterweisungen durch. Die stetige Weiterentwicklung der Mitarbeitenden steht dabei im Mittelpunkt, da diese ein entscheidender Faktor für den Erfolg eines Unternehmens ist. Diesen Fokus will sie als zukünftige EQA-zertifizierte Trainerin weiterverfolgen.
EQAsce: Sie beraten bereits seit einigen Jahren Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft in der Weiterentwicklung ihrer Qualitätsmanagement-Systeme. Wie haben sich die Schwerpunkte Ihrer Beratung seit dem ersten Corona Lockdown verändert?
Dr. Krieger-Güss: Der Einfluss des Corona-Lockdowns ist auf die Beratung sehr groß. Das unbeschwerte Unterstützen und Beraten vor Ort in Betrieben ist leider nicht mehr so einfach durchzuführen. Gerade in Unternehmen der Lebensmittelindustrie ist diese Entwicklung stark zu verzeichnen, da die Angst recht groß ist, dass eine Infektion ins Unternehmen getragen wird. Trotzdem wird gerade aufgrund dieser aktuellen Situation viel Beratung und Unterstützung von Unternehmen im Aufbau und in der Einhaltung eines Hygiene- und Gesundheitskonzepts gefordert. Hierbei geht es um die Rückverfolgbarkeit von Kontaktdaten, Fiebermessungen am Eingang, Verwendung von Masken, die Durchführung von Schnelltests, die Erarbeitung der geforderten Corona-Gefährdungsbeurteilung in jedem Unternehmen etc. Diese Tätigkeiten wurden nach einem kurzen Schockzustand nach der Verkündigung des ersten Lockdowns aus der „Ferne“ erarbeitet. Des Weiteren ist sehr stark die Digitalisierung in Unternehmen vorangetrieben worden, so dass Audits remote durchgeführt werden können und aktuell auch gerne Beratung oder Unterweisungen online erfolgen.
EQAsce: Wie sind die Unternehmen aktuell von der Corona-Krise getroffen?
Dr. Krieger-Güss: Unternehmen sind aktuell sehr unterschiedlich von der Pandemie getroffen. So ist die Fleischindustrie wie bereits in den Medien berichtet, trotz eines gut ausgearbeiteten Hygienekonzepts von starken Corona-Ausbrüchen betroffen. In anderen Unternehmen treten teilweise vereinzelt Corona-Fälle auf. Damit nicht ein ganzes Unternehmen vom Corona-Ausbruch betroffen ist, wurden in Unternehmen Wechselschichten eingeführt, so dass immer mindestens eine Schicht einsetzbar ist. Neben dieser organisatorischen Veränderung sind auch Mitarbeiter vermehrt im Home Office anzutreffen, was vor der Pandemie in vielen Unternehmen noch undenkbar war. Dieses sind organisatorische Änderungen die Unternehmen aktuell vor eine große Herausforderung stellen. Im Großen und Ganzen ist jedoch festzuhalten, dass die Agrar- und Lebensmittelindustrie in der Hinsicht nicht von großen wirtschaftlichen Einbußen betroffen ist. Gegessen wird immer. Jedoch hat sich der Fokus des Absatzes geändert. So mussten einige Unternehmen umdenken und ihre Produkte z.B. mehr auf den Verzehr zu Hause fokussieren.
EQAsce: Was sollten Unternehmen nach der Krise anders machen als bisher, um sich für ähnliche künftige Fälle besser zu wappnen?
Dr. Krieger-Güss: Viele neue Erfahrungen wurden in den letzten Monaten gesammelt, die bei einem erneuten Krisenfall sehr hilfreich sein werden. Ein wichtiger Punkt für Unternehmen wird in Zukunft sein, dass ein Fokus auf ein gut funktionierendes Krisen- und Risikomanagement gelegt werden sollte. Dieses zeigt sich auch in der heutigen Situation. Unternehmen mit einem Krisen- und Risikomanagement konnten schneller reagieren und Maßnahmen ergreifen, die sich positiv auswirken. Eine weitere wichtige Erfahrung ist, dass Unternehmen flexibel und innovativ sein sollten. Auch dies hat sich in der aktuellen Situation bewährt. Guckt man z.B. in die Gastronomie, konnten Unternehmen, die einen Lieferservice aufgebaut haben, ihr Geschäft in veränderter Form weiterführen und dieser neue Zweig kann auch in Zukunft etabliert werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt sollte sein, dass ein kontinuierlicher Austausch zwischen Unternehmen des gleichen Sektors stattfindet, so dass ein gemeinsamer Weg gefunden werden kann, um in Krisenzeiten frühzeitig zu reagieren und präventiv zu arbeiten.
EQAsce: Inwieweit profitieren Sie selbst und Ihre Kunden in der Beratung von der EQA-Strategie, Qualifizierung und Zertifizierung erworbener Kompetenzen im Sinne eines Lebenslangen-Lernen-Konzeptes zu digitalisieren und fälschungssicher zu verwalten?
Dr. Krieger-Güss: In Kürze werde ich als EQA-Trainerin registriert sein und aktuell verfüge ich noch nicht über die Digital Academic Career Card. Ich werde jedoch an dem 200 Tage-Test teilnehmen und meine erworbene Kompetenz als DGQ-zertifizierte QM-Managerin (junior), die ich mit als erste Absolventin an der Universität Bonn erworben habe, aufnehmen lassen und meine weiteren Qualifikationen und Zertifikate, die ich im Laufe meines Lebens erfolgreich durchlaufen habe.
Ich kenne bisher im Bereich der Arbeitssicherheit den Sicherheitspass, in dem die erworbenen Qualifikationen im Bereich Arbeitssicherheit aufgenommen werden. Die Digital Card wird jedoch weit mehr Informationen digital enthalten und für Kunden und auch Auditoren einen großen Nutzen bringen, da ein lebenslanges Lernen von großer Bedeutung ist. Die vereinfachte Verwaltung der Qualifikationen wird dieses ermöglichen.