EQAsce hat Frau Marlies Becker von Lloyd’s Register Fragen zur gemeinsamen Entwicklung eines neuen Standards gestellt. Frau Becker ist seit 2015 leitende Auditorin, leitende Trainerin und Projektmanagerin für die Lloyd’s Register Deutschland GmbH. Ihr Schwerpunkte liegen in den Bereichen Qualitäts-, Umwelt-, Arbeits- und Gesundheitsmanagement und Safety Culture Ladder. Nach einem Lehramtsstudium und einer Ausbildung zur Industriefachwirtin hat sie sich in den Bereichen Arbeitssicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz spezialisiert und verfügt über Qualifikationen als Gefahrgutbeauftragte (IHK), Fachkraft für Arbeitssicherheit, Qualitätsmanagerin, Umweltberaterin und Umweltbetriebsprüferin.
EQAsce: Wie schätzen Sie den Zeitpunkt ein, gerade in der Zeit der Corona Pandemie sich Gedanken über einen neuen Standard mit dem Namen „Total Safety Culture in Agrifood Chains“ zu machen?
Frau Becker: Insbesondere in Krisenzeiten ist ein umfassender Kulturansatz von großer Bedeutung. So haben die kürzlichen Skandale in der Fleischverarbeitenden Industrie deutlich gemacht, dass ein Umdenken stattfinden muss. Neben der Lebensmittelsicherheit rücken Themen der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten und das Tierwohl in den Fokus der Betrachtung. Die soziale Gesinnung nimmt an Bedeutung zu.
EQAsce: Was sind in Ihren Augen die wichtigsten fördernden, aber auch mögliche hemmende Faktoren für die gemeinsame Standardisierungs-Initiative von Lloyds Register und EQAsce mit ihren jeweiligen Expert*innen und Netzwerken?
Frau Becker: Die gemeinsame Standardisierungsinitiative von EQAsce und Lloyd‘s Register ist eine Antwort auf den bestehenden Bedarf nach einem Leitfaden zur Umsetzung eines Kulturansatzes. So verlangen z.B. Standards wie IFS 7, BRC 8 und FSSC 22000_ V5.1 eine Food Safety Culture ohne genau zu spezifizieren, wie diese ausgestaltet sein soll.
Die hemmenden Faktoren sehe ich angesichts des großen Nutzens als gering an. Die Herausforderung besteht zu Beginn darin, große Player im Lebensmittel- und Agrarbereich mit ins Boot zu holen, die eine Vorreiterstellung einnehmen können und wollen.
EQAsce: Auf welche Roadmap bei der Etablierung des in der Entwicklung befindlichen Standards haben Sie sich in der Expertengruppe bislang geeinigt? Welche zusätzlichen Gruppen aus Wirtschaft und Wissenschaft würden Sie gerne möglichst bald in das Kernarbeitsteam zusätzlich aufnehmen?
Frau Becker: EQAsce und Lloyd‘s Register planen die gemeinsame Entwicklung eines „Total Safety Culture Standards in Agrifood Chains“ mit mehreren Säulen.
Die Expertengruppe von EQAsce und Lloyd‘s Register ist gut aufgestellt, wobei mir eine zusätzliche Zusammenarbeit mit großen Konzernen im Lebensmittel- und Agrarbereich für einen nachhaltigen Erfolg sinnvoll erscheint.