Im Netzwerk Fokus Tierwohl wird fachspezifisches Wissen erstmalig bundesweit gebündelt, Erfahrungsaustausch zwischen Praktikern, Wissenschaftlern, Beratern und anderen Gruppen organisiert und damit die Wissens Vernetzung bundesweit ermöglicht und gefördert. Ziel des Projektes ist die Unterstützung landwirtschaftlicher Betriebe in Bezug auf eine tierwohlgerechte, umweltschonende, nachhaltige und zukunftsfähige Nutztierhaltung.
Um die Koordination von Erfahrungsaustausch, die Vernetzung innerhalb der Branche und eine Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit zu ermöglichen, erfolgt eine tierartenspezifische Bündelung und Aufbereitung von Wissen aus Forschung und Praxis. Neueste Erkenntnisse aus der angewandten Forschung, der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz oder aus anderen aktuellen Projekten werden dabei miteinbezogen.
Das Projekt wird gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) (Bekanntmachung: Bundesanzeiger vom 15. Mai 2019), die Projektlaufzeit geht bis 30.04.2023.



EQAsce: Tierwohl ist ein Aufgaben- und Handlungsfeld, das sehr aktuell ist. Wie stellt sich „Fokus Tierwohl“ hier auf?
NFT: Das Netzwerk Fokus Tierwohl stellt sich den Herausforderungen der gesetzlichen Vorgaben und dem Wunsch der landwirtschaftlichen Praxis, sowie der Gesellschaft, indem es schon vorhandenes Wissen zum Thema Tierwohl in Erfahrung bringt, bündelt, aufarbeitet und zur Verfügung stellt. Als Alleinstellungsmerkmal zeigt sich, dass erstmalig Wissen bundesweit zusammengetragen und abgestimmt wird. In verschiedenen Veranstaltungen wird das Wissen aus der tierartspezifischen Beratung, Forschung und Praxis sowohl den in der Landwirtschaft Arbeitenden als auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
EQAsce: Warum ist die grenzübergreifende Zusammenarbeit von Landwirtschaftskammern oder Landesämtern im deutschsprachigen Raum so wichtig und wie sieht diese Zusammenarbeit konkret aus?
Die länderübergreifende Zusammenarbeit im Bereich des Versuchswesens, sowohl im Pflanzen- und Gartenbau als auch in der Tierhaltung, hat eine hohe Bedeutung und erfolgt seit Jahrzehnten in enger Kooperation. Die Versuchseinrichtungen der Länder erheben koordiniert Daten auf wissenschaftlicher Grundlage und werten diese statistisch aus. Aus den Ergebnissen lassen sich Rückschlüsse ziehen, inwieweit sich beispielsweise Haltungs- oder Fütterungsmaßnahmen u. a. auf die Anpassung an den Klimawandel, Maßnahmen zum Klimaschutz oder die Tiergesundheit auswirken. Bundesweit gibt es in diesem Rahmen auch viele Projekte, Studien und Fragestellungen zum Thema Tierwohl. So werden für die verschiedenen Produktionszweige in den drei Tierarten Rind, Schwein und Geflügel tierwohlgerechte Haltungskonzepte gemeinsam von Expertinnen und Experten der Länder erarbeitet und als „Gesamtbetriebliche Haltungskonzepte“ veröffentlicht.
Im Netzwerk Fokus Tierwohl wird das Wissen über die Landesgrenzen hinaus gesammelt, gebündelt und zielgruppengerecht aufbereitet. So werden Netzwerke aufgebaut, die verschiedene Ansichten und Erfahrungen aufgreifen können. Die Tierhaltung ist in den Bundesländern strukturell unterschiedlich. Der Austausch ist daher sehr wichtig, um gemeinsame Lösungen zu finden, die auch regionale Unterschiede berücksichtigen, um neue Erkenntnisse gemeinsam umzusetzen.
EQAsce: Auf Landwirt*innen – besonders mit dem Betriebszweig Nutztierhaltung – kommen in den kommenden Jahren weitere Anforderungen von Seiten der Behörden und Standardgebern der Branche zu: Sie müssen ihre Sachkunde, Kompetenz und ihr erworbenes Wissen immer wieder aktuell – bezogen auf sehr unterschiedliche Aufgaben im Produktionsmanagement – nachweisen. Welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit EQAsce sehen Sie, wenn es darum geht, hierzu sowohl die Qualifikation von Tierhalter*innen, ihren Dozierenden und Prüfer*innen, als auch das Sammeln von Nachweisdokumenten zu digitalisieren und die von EQAsce entwickelte BasicCard+ einzuführen?
NFT: Die Möglichkeit, Sachkundenachweise oder Zertifikate bundesweit anerkannt zu bekommen, klingt vielversprechend. Auch die Informationen zu Neuerungen der gesetzlichen Vorgaben, sowie das digitale Speichern und Abrufen von Nachweisen sind sicherlich von Vorteil.
Unter Berücksichtigung des Datenschutzes und der regionalen Unterschiede in den einzelnen Bundesländern könnte die Vereinheitlichung und digitale Ablage von Nachweisen eine Bereicherung in der Landwirtschaft sein.