Bonn, 9. Juni 2023
Am 6. Juni stellte sich das erste Mal das transregionales Konsortium hinter der Initiative Modellregion Wiederaufbau und Resilienz WiR in Bonn bei einem Pressegespräch der Öffentlichkeit vor. Keiner konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass während man beim 5. Runden Tisch Grenzübergreifende Public-Private- Partnership Strukturen im Krisenmanagement mit anschließendem Pressegespräch zusammensaß, fast zeitgleich in der Region Cherson der Kachowka-Staudamm brach. Die Wassermassen überfluten und zerstören in den letzten Tagen mehr als 10 000 ha Kulturland. Die Zahlen und das Ausmaß der Zerstörung landwirtschaftlich genutzter Flächen in den Katastrophengebieten an der Ahr und weiteren Nebenflüssen des Rheins vor fast zwei Jahren und nun in der Region Cherson gleichen sich. Das gilt auch für die zu ergreifenden Maßnahmen, sobald sich das Wasser zurückzieht. Es geht bei der Krisenbewältigung darum, die Folgen für die Trinkwasser- und Lebensmittelsicherheit sowie die Umwelt so gering wie möglich zu halten. Kontaminierte Böden müssen mit geeigneten Verfahren saniert werden, um danach wieder gesunde Lebens- und Futtermittel erzeugen zu können.
Der Austausch mit den Medien stand am 6. Juni unter dem Motto: Mit Durchhaltevermögen von der größten Baustelle in Europa zum European Regional Innovation Valley.
Das Motto gilt immer noch, auch wenn wenige Stunden später die Ereignisse in der Ukraine zeigten, dass selbst die außergewöhnlichen Zerstörungen durch die Flutkatastrophe in Deutschland mit geschätzten Kosten für den Wiederaufbau von 30 Milliarden Euro noch übertroffen werden können. Mittlerweile entsteht eine Baustelle mit weit größerem Ausmaß im Ukrainisch-Russischen Kriegsgebiet. Der Wiederaufbau kann zum jetzigen Zeitpunkt finanziell kaum abgeschätzt und beziffert werden. Hilfseinsätze des THWs sind bereits angelaufen. Auch die interdisziplinäre Fach Task Force Boden als Teil der Initiative Modellregion WiR stellt über ihre Kontaktpersonen in der Ukraine notwendiges Praxis-Know-how zur Verfügung und vermittelt den Kontakt zu ausgewiesenen Fachexperten und Expertinnen in Westeuropa. Der Wissensaustausch in Europa ist eines der wichtigsten Ziele der Initiative Modellregion WiR. Denn die regionalen Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung haben die Initiative auch deshalb gestartet, um mit der begonnenen grenzübergreifenden Zusammenarbeit zu einer von 100 ausgezeichneten Regionen in Europa zu gehören. Die Europäische Kommission verleiht Regionen mit nachgewiesener Innovationskraft im High Tech Bereich und transregionalen Innovationsprojekten das Label „European Regional Innovation Valley“. Die Wirtschafts- und Wissenschaftsregion Bonn hat insbesondere Stärken im ICT Bereich sowie im Handlungsfeld Nachhaltigkeit. Darüber hinaus sieht sich Bonn auch als einer der Veranstaltungsorte für den Austausch zwischen Europäischen Regionen im Rahmen des ECCP-Aufrufs „Clusters meet Regions“ gut aufgestellt.
Eine besondere Rolle kommt bei der Vorbereitung der Beteiligung an den EU-Vorhaben der Europäischen Genossenschaft EQAsce zu. In kürzester Zeit nach der historischen Flutkatastrophe im Juli 2021 vor der eigenen Haustür gelang es EQA mit ihren Mitgliedern, eine Leitstelle für die Fach Task Force Boden einzurichten. Hinzu kam die Konzeption und der Aufbau einer „schnellen Einsatz Truppe“ mit speziell für die Bodensanierung und die Zertifizierung des Sanierungserfolgs ausgebildeten Sachverständigen mit landwirtschaftlichem Fachwissen.
Aus all diesen Initiativen ist mittlerweile ein bei den hiesigen Hilfsorganisationen und sogar in der Ukraine sichtbares und wahrgenommenes transregionales Konsortium entstanden. Die Initiative Modellregion WiR will den Wiederaufbau, die Digitalisierung von Kommunikationsprozessen im Krisenmanagement und den Erfahrungsaustausch mit anderen Regionen in Europa voranbringen. Denn derzeit zeigen nicht nur Bilder und Berichte aus der Ukraine, sondern auch aus Italien, wie viele Regionen durch Überschwemmungen gekennzeichnet sind. Die Europäische Genossenschaft EQA hat über fast 630 Tage ausgesprochenes Durchhaltevermögen bewiesen. Das EQA- Lagezentrum für die Fach Task Force ist inzwischen international vernetzt und mit den Netzwerken vor Ort sind Akteure aus DigitalHUB, DigiMit2, Q-Farm-HUB und dem Nachhaltigkeits-HUB der Region Bonn zusammengeführt worden. Insbesondere Start Up Unternehmen engagieren sich für die Umsetzung des Konzepts des digitalen Ökosystems Smarte.WiR.Regionen. Dabei wird die digitale Kommunikation zwischen land- und forstwirtschaftlichen Betrieben und ihren kommunalen Stellen verbessert, um gemeinsam die Handlungsfelder Daseinsvorsorge, Krisenmanagement und Realisierung von Klimazielen angehen zu können und die Aufgaben öffentlicher und privater Seite sinnvoll zu ergänzen. Allein für Deutschland bedeutet dies mehr als 250 000 land- und forstwirtschaftliche Betriebe mit der Verantwortung für mehr als 16,6 Millionen ha Boden mit entscheidungsrelevanten und schnellen Informationen zu versorgen.
Die unterschiedlichen Kompetenzen und Sichtweisen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung bilden die Stärke und die Einzigartigkeit der Modell- und Clusterregion WiR. Die hier ansässigen Kompetenznetzwerke für die Bereiche
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- Bildung, Wissenschaft und Forschung
- Nachhaltige Entwicklung, One Health und Transformation von Agrar- und Ernährungswirtschaft
- Digitale Transformation, Sicherheit und wissensbasierte Dienstleistungen
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charakterisieren das Cluster Bonn.realis (Bonn Research Alliance of innovative Information Systems in International Quality Food Chain and Crisis Communication). Gemeinsam mit den beiden weiteren agrarischen Netzwerken GIQS e.V. und EQAsce bilden diese regionalen Zusammenschlüsse das Fundament für die Initiative Modellregion WiR.
„WiR – geht nur gemeinsam als digital unterstützte neue, grenzübergreifende Public-Private-Partnership Aufgabe“ so fasst Frau Prof. Dr. Brigitte Petersen, Sprecherin der Initiative Modellregion Wiederbau und Resilienz, ihre Erfahrung in der Fach Task Force und die Ergebnisse am Runden Tisch prägnant zusammen.
Ansprechpartner: Prof. Dr. Brigitte Petersen, b.petersen@eqasce.de, 0228-96965-888